Trabant 601 S, Last-Zelt-Anhänger Rhön Universal, Lastanhänger HP 401
Der Trabant 601 galt als Volkswagen des Ostens. Mit seiner Duroplast-Karosserie umgingen die Konstrukteure dem seinerzeit vom Westen verhängten Embargo u. a. für Tiefziehbleche. Der überaus haltbare, verrottungsfeste und von Korrosion nicht betroffene Werkstoff besteht aus mit Phenolharz versetztem, unter Hitze und hohem Druck gebackenen Baumwollflies.
Der kleine Zweitürer sowie die dreitürige Kombivariante Universal treibt ein luftgekühlter
0,6-Liter-Zweizylinder-Zweitaktmotor mit zuletzt 26 PS an. Die Anspruchslosigkeit des Trabant 601machte ihn zu DDR-Zeiten zum begehrten Familienmitglied. Die einfache Technik war weitgehend störunanfällig, einfach zu warten und vergleichsweise günstig zu reparieren. Diese Eigenschaften sind es denn auch heute, die den Trabant 601, abgesehen von seiner liebenswerten Optik, zu einem mittlerweile begehrten Oldtimer machen. Die Zeiten kurz nach der politischen Wende, in denen man gepflegte Trabis für eine Kiste Bier ergattern konnte, sind heute längst Geschichte.
Den Entschluss, einen Trabant 601 zu kaufen, fasste ich in den Tagen nach dem Mauerfall am 9. November 1989; da war ich 13 Jahre alt. Vor dem Fernseher erlebte ich die unsagbare Freude der Menschen in beiden Teilen Deutschlands über den Fall der Mauer. Bis dato einander fremde Menschen, die sich weinend vor Glück in den Armen lagen, Menschen, die den Grenzsoldaten Rosen schenkten. Und dazwischen immer wieder kleine quietschbunte, altertümlich anmutende Autochen, denen die jubelnde Menschenmenge freudestrahlend auf die Dächer trommelte und patschte. Was aber waren das für Autos? Mein Interesse war geweckt. Und es scheint mir heute, als stieg bei mir als Wessi – ich stamme aus Rheinland-Pfalz – die Begeisterung für den kleinen Zweitakter linear mit der Verhohnepipelung und Geringschätzung, die er in den folgenden Jahren in Ost und West über sich ergehen lassen musste.
Im November 2008 setzte ich meinen lange gehegten Wunsch endlich in die Tat um und kaufte mir meinen delphingrauen Trabant 601 S. Die einzige Vorbesitzerin kaufte ihn am 21. Juni 1988 in Leipzig. Zur Ausstattung gehörten die Kopfstützen, Dreipunkt-Automatikgurte, Fahrzeugteppiche, die Sitzbezugvariante „Mila“ und eine Heckscheibenheizung. Ich war stolz wie Oskar. Mit durchweg originalen Teilen ergänzte ich den Wagen um einen Rückfahrscheinwerfer und eine Nebelschlussleuchte, um ein RFT-Autoradio und um eine Anhängekupplung samt zweitem Außenspiegel, denn ich hatte von Anfang an vor, mit dem Trabant auch zu reisen.
Erst mit einem Qek Junior am Haken, später mit dem Last-Zelt-Anhänger Rhön Universal hat mein Thierry – so der Kosename meines Trabis – bereits Frankreich, Luxemburg, Schweiz, Österreich und Italien unter die Diagonalreifen genommen. Der gerade erwähnte Last-Zelt-Anhänger Rhön-Universal kam 1988 als leichter Reiseanhänger auf Basis der HP 400-Baureihe auf den Markt. Mit einer Leermasse von nur 200 Kilogramm und 400 Kilogramm zulässiger Gesamtmasse war er insbesondere für Fahrer des Trabants gedacht. Seine spartanische Ausstattung, die einfache wie praktische Falttechnik und sein gutes Fahrwerk mit Einzelradaufhängung machten den Rhön Universal perfekt für Reisen mit häufigem Ortswechsel. Nach Abbau des GfK-Deckels samt Zelt, lässt sich der Anhänger – nun nur noch 120 Kilo schwer – auch für die Fahrt zum Baumarkt nutzen. Als Extra gab es eine Baumwoll-Innenkabine zu kaufen, welche die 190 mal 140 Zentimeter große Liegefläche im Wagenkasten vom Vorraum ein wenig abtrennte. Eine Küche wurde seitens des Herstellers, dem VEB Bergwerkmaschinen Dietlas, nicht mehr verwirklicht. Auch ein Sonnensegel oder Vorzelt wurde nicht mehr angeboten. Bereits 1991 endete die Produktion nach nicht einmal 1.000 gebauten Exemplaren. Dementsprechend selten ist der Last-Zelt-Anhänger Rhön Universal heute in freier Wildbahn zu entdecken.
Mein drittes Fahrzeug ist ebenfalls ein Anhänger: ein HP 401 vom VEB Stanz- und Emaillierwerk Großenhain, dem heutigen Hersteller Stema. Diesen Anhänger mit verzinktem Wagenkasten und verzinkter Deichsel kaufte meine Mutter im Frühjahr 1989 in einer Filiale der westdeutschen Baumarktkette Hela. Als Sonderausstattung hat der HP 401 eine gummierte Hochplane von Pouch.Nach 28 Jahren treuen Diensten als Abfuhrvehikel für Grünschnitt, als Schubkarrenersatz und als Waschmaschinenbeförderungs-Anhängsel steht 2017 eine umfassende Revision an. So möchte ich den Holzboden der Ladefläche erneuern, Felgen und Fahrwerk sandstrahlen und neu lackieren lassen, Radlager und Elektrik erneuern und neue Heidenau-Reifen montieren. Dann stehen weiteren 28 Jahren nichts im Wege.